»Reuters Bücher bilden einen wertvollen und unaustauschbaren Beitrag zur deutschen Nationalliteratur. Als Medium der literarischen Gestaltung wählte er die Sprachform der unteren Volksschichten, das Plattdeutsche. Er verwendete es nicht als modischen mundartlichen Überwurf, sondern als bewusstes künstlerisches Gestaltungsmittel, gleichsam als Ausdruck liebevoller Hinwendung, als Bekenntnis zum Volk, zu dessen Denk-, Sprech- und Fühlweise. Dadurch erhielten seine Werke ihr unverwechselbares Gepräge und eine Anziehungskraft, die seit eh und je ein großes Publikum gefangen hält«, schreibt Arnold Hückstädt. Trotz des Plattdeutschen als handlungstragende Sprache oder vielleicht gerade deshalb wurde Fritz Reuter zu Lebzeiten zum meistgelesenen Autor des deutschen Sprachraums. Die Verbundenheit des Schriftstellers mit den Menschen seiner Heimat ließ ihn letztendlich zur Identitätsfigur für das Land Mecklenburg-Vorpommern werden. Nicht Ernst Barlach oder Marschall Blücher, nicht Caspar David Friedrich oder Otto Lilienthal, nicht Heinrich Schliemann oder Johann Heinrich Voß assoziieren die Menschen so sehr mit Mecklenburg-Vorpommern wie Fritz Reuter. Seine Popularität ist bis heute auch außerhalb des Landes ungebrochen. Das Land Fritz Reuters ist die Seenplatte Mecklenburg-Vorpommerns, der größte Landkreis Deutschlands. In Städten und Dörfern dieser einzigartig reizvollen Landschaft lebte, liebte und arbeitete er. Hier entstanden seine wichtigsten Werke. Der Leser des Buches wird auf Spurensuche geschickt. Ausgehend von der Vaterstadt Stavenhagen führt die Tour zum Scharpzower Gutshaus, wo Reuter sich mit Demokraten wie Ludwig Reinhard und Heinrich Hoffmann von Fallersleben traf, zur Gielower Mühle, die in dem Roman »Ut de Franzosentid« eine wichtige Rolle spielt, bis zu den »tausendjährigen Eichen« bei Ivenack und zum Grab von »Unkel Bräsig« in Jürgenstorf. Weitere Stationen sind das Pfarrhaus zu Jabel, wo sich Fritz Reuter nach der siebenjährigen schweren Festungshaft beim Vaterbruder erholte und Rittermannshagen, wo er »Lowising« kennen lernte, die seine Frau wurde und ohne die aus Fritz Reuter vielleicht nie der Fritz Reuter geworden wäre. In Altentreptow hatte Fritz Reuter 1853 mit den »Läuschen un Rimels« seinen ersten großen Erfolg, der sich in Neubrandenburg fortsetzte. Die Jahre Fritz Reuters in Neubrandenburg waren seine literarisch produktivste Zeit. Hier entstanden Hauptwerke wie »Kein Hüsung« und »Ut mine Stromtid«, die dem Schriftsteller nationale Anerkennung einbrachte. Zu den Beschreibungen der einzelnen Orte hat der Autor, der langjährige und verdienstvolle Direktor des Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagen, Arnold Hückstädt, dem Büchlein Auszüge aus den Werken beziehungsweise den Briefen Fritz Reuters beigegeben. Eine Übersichtskarte sowie Stadtpläne von Altentreptow, Stavenhagen und Neubrandenburg visualisieren die benannten Erinnerungsorte und Schauplätze. Die Edition wurde herausgegeben von der Fritz Reuter Gesellschaft Neubrandenburg mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des LandesMV und der Stiftung Mecklenburg.
Arnold Hückstädt: Unterwegs im Fritz-Reuter-Land. Kleiner Führer zu Erinnerungsortenund literarischen Schauplätzen Fritz Reuters im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Friedland: Steffen Media GmbH 2021, 83 S., ISBN 3-910030-17-3
Heft Artikel von: Brun, Hartmut