Mit seinem achten Plattdeutsch-Titel bei Hinstorff und der Coverillustration von Carola Rong auf dem Schutzumschlag, was den Wiedererkennungswert erhöht, hat Wolfgang Mahnke erneut bewiesen, dass er ein begnadeter Erzähler ist. Aus den Texten spricht der kritisch-scharfe Beobachter, der Kolumnist, der mit offenen Augen durch die Welt geht und sich Gedanken über das Zeitgeschehen macht. So ist hier keine Erinnerungsliteratur entstanden. Die Arbeiten von Wolfgang Mahnke, auch die Reimschwänke, die er zur Auflockerung zwischen die Prosa stellt, sind nicht älter denn drei Jahre. Aktuelle Themata wie die Aktivitäten um den Umweltschutz werden beleuchtet und kritisch hinterfragt, auch plädiert er dafür, dass Europa das Schlepptau zu den USA kappen sollte und erinnert die NATO an ihre Versprechen gegenüber Russland. Aber auch das Volkstheater, der Botanischen Garten, der Buchbasar und die Hochseefischerei seiner Heimatstadt Rostock sind Gegenstand der Kurzgeschichten. Dass der gebürtige Malchiner Wolfgang Mahnke sich bestens in Mecklenburg-Vorpommern auskennt, beweist seine Beschreibung „Dreimal Peen“, die als besonders gelungene Naturschilderung des Flusses Peene erscheint. Zu seinen Mecklenburgica muss man auch sein Lob an das Landesprogramm „Meine Heimat – Mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“, das Ex-Kultusminister Mathias Brodkorb auf den Weg brachte, rechnen. Mit berechtigtem Hohn beschreibt Wolfgang Mahnke in diesem Zusammenhang aber auch den misslungenen Versuch der Kreierung einer Tracht und den wiederholten Versuch der Schaffung einer „Hymne för Mäkelborg-Vörpommern“, der letztlich zum „Flop“ wurde und dem Steuerzahler 40 000 Euro kostete. Die Parodie lebt von der Überspitzung. Diese beherrscht Wolfgang Mahnke vortrefflich. So kann man mit Fug und Recht sagen: Das neue Buch ist wieder ein echter Mahnke!
Wolfgang Mahnke: Väl maller kann ´t nich kamen! Plattdeutsche Geschichten, Rostock: Hinstorff Verlag 2020, 110 S., 15 €, ISBN 978-3-356-02338-2
Heft Artikel von: Brun, Hartmut